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Hilfe, ich verstehe mein Kind nicht mehr!

Pubertät: Wenn Eltern nicht mehr weiterwissen

Am Dienstag, den 5. April, referierte Martin Pohle, Schulpsychologe aus Ingolstadt, mit einem lebendigen Vortrag vor Eltern und Lehrern an der Senefelder Gesamtschule in Treuchtlingen.

Martin Pohle beschrieb die Phase der Pubertät als die intensivste Zeit unseres Lebens. Aus entwicklungspsychologischer Sicht handele es sich grob um die Zeitspanne im Alter zwischen elf und 21 Jahren. Geprägt sei diese Zeit vor allem durch eine große innere Spannung, die davon herrühre, dass das Bild von einem selbst abhanden gekommen sei. Zudem verschiebe sich der "Schlaf-Wach-Rhythmus" der Jugendlichen um ca. drei bis vier Stunden.

Vor allem aber sei die Pubertät ein Zeitraum, in dem es um Weiterentwicklung gehe. Diese sei aber nur möglich, wenn es auch Widerstand gebe, also Reibungen entstünden. Vor allem die Eltern der Kinder seien diese Reibepunkte und diese müssten diese Aufgabe leisten. Die positive Form der Reibung sei enorm wichtig, so Martin Pohle. Aber es gebe auch sogenannte "Pubertätsexzesse", die zu einer Selbstgefährdung des Kindes führen könnten. Hier hätten die Eltern die Pflicht, dagegen einzuschreiten.

Im Gehirn des Jugendlichen geschehe im Verlauf der Pubertät ein massiver Umbau. So nehme die Masse des Gehirns zu und neue Verzweigungen entstünden. Gerade in dieser Phase, die ungefähr 1 1/2 - 2 Monate dauern kann, gingen kurzfristig bestimmte Fähigkeiten, zum Beispiel motorische, verloren. Diese kämen aber dann auch rasch wieder. "Hier heißt es 'Achtung Baustelle'!", so Martin Pohle, der um Verständnis der Eltern für ihre Kinder in dieser Phase warb.

Eine weitere Aufgabe der Pubertät sei es außerdem, den Loslösungsprozess aus dem System der Familie zu befördern. Das bedeute zwangsweise Widerstand. Dazu seien eben stabile Konfliktpartner enorm wichtig. Die Pubertät bewirke damit, uns als eigenständiges und soziales Wesen wahrnehmen zu können.

Ein weiterer Punkt, bei dem der Schulpsychologe bei den Erwachsenen um Nachsicht warb: Pubertierenden gelinge es nicht, die geeigneten sprachlichen Mittel für ihre Gefühle zu finden. Es sei also an der Tagesordnung, dass da in der Kommunikation einiges schief laufe.

Was können und müssen Eltern also tun in dieser Phase?

"Gelassenheit und Konsequenz", riet Martin Pohle. Die Eltern seien die ersten, die hier eine Reibungsfläche böten. Natürlich bräuchten Eltern hier viel Ausdauer, denn "die Jugendlichen haben in dieser Zeit ein Energielevel, das wir später nie wieder erreichen!", schwärmt Martin Pohle beinahe. Lehrer und Eltern seien in dieser Phase Mentoren, die ihre Position und damit Modelle für die Jugendlichen darstellten.

Grundsätzlich riet der Referent zu viel Humor in dieser Zeit, weil diese gerade die Spannung rausnehmen könne. Wer ein Gespräch mit den Jugendlichen suche, der solle Zeit haben und den richtigen Moment warten. Dabei die erwachenende Persönlichkeit ernst zu nehmen und auf die eigene Kommunikation zu achten, erhöhe die Chancen, dass diese Verständigung gelingt.

Vor einer "Strafinflation" warnte Martin Pohle eindringlich, weil dadurch schnell eine "Strafspirale" entstehe, deren Ende und Wirksamkeit schnell erreicht sei. Wichtiger seien klare und umsetzbare Regeln und das Einfordern von Verantwortung für das eigene Handeln. "Jung sein bedeutet aber auch, ausprobieren zu dürfen.", gab Martin Pohle zu bedenken.

 

Text und Fotos: Andreas Weiß

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