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Die Botschaft ins Spiel und ins Leben bringen

Mit Erwachsenen über den Glauben ins Gespräch kommen.

Studientag des Bischöflichen Dekanats Weißenburg-Wemding in Kooperation mit der KEB Weißenburg-Gunzenhausen und dem Deutschen Katechetenverein im Bistum Eichstätt am 1. Juli 2016 in Gunzenhausen.

Bei „Katechese“, also die theoretische und praktische Einführung in den katholischen Glauben, denken die meisten an die Vorbereitung auf Erstkommunion und Firmung bei Kindern und Jugendlichen. Katechese bei Erwachsenen spielt meist nur eine Rolle, wenn es um eine Erwachsenentaufe geht. Weil es den Hauptamtlichen im Dekanat wichtig war zu erfahren, wie der Glaube ins Spiel und ins Leben auch bei ganz alltäglichen Begegnungen mit Erwachsenen gebracht werden kann, lud das Dekanat Prof. Dr. Bernd Lutz von der Theol.-Phil. Hochschule der Steyler Missionare SVD in Köln zum jährlichen Studientag nach Gunzenhausen. Der hatte nach eigenen Angaben schon zu Beginn herausfordernde Thesen mit im Gepäck.
So zum Beispiel das „Ende von der Säkularisierungsthese“, also dem Abschied von der Annahme, dass es zwischen der Moderne und der Religion ein Spannungsverhältnis gebe, welches langfristig zu einem sozialen Bedeutungsverlust von Religion führe. „Religion erweise sich aber auch in Zeiten und unter der Bedingung der Moderne als vital und überlebensfähig.“, so Prof. Lutz. Für die Kirche sei dieser „Abschied“ nicht leicht zu verkraften, denn jahrelang habe man sich im Rückgriff auf diese These zurücklehnen können. Auf der anderen Seite stehe die scheinbare „Wiedergeburt der Religionen“. Zeigen doch Studien der Bertelsmann-Stiftung oder die Sinus-Milieu-Studie ein wieder erhöhtes Interesse der Menschen an Religion an. Doch hier mahnte der Referent zur Vorsicht. Kirche sei zunehmend mit einer „Entkirchlichung des Christlichen“ nach dem Motto „Jesus ja – Kirche nein“ sowie einer „Entchristlichung des Religiösen“ konfrontiert, was bedeute, dass man heute für sich auswähle, was für einen stimmig sei und ins eigene Leben passe. Glaube werde zudem immer mehr zu einer persönlichen Entscheidung, denn die Frage nach dem, was einem Sinn gibt, werde immer größer. Deshalb genüge es heute nicht mehr, den Menschen lediglich Glaubenswissen zu vermitteln. Vielmehr sei es wichtig, dass Glaube mit einer Erfahrung verknüpft werde und so eine für jeden persönliche Bedeutung gewinne. „Je bewegter das Leben, umso bewegter der Glaube.“, stellte Bernd Lutz an dieser Stelle fest. Glaube verändere sich heute mit den Wendungen im Leben mit. Das habe zur Folge, dass der Glaube Entscheidungen bis in die einzelnen Inhalte erfordere. „Wir müssen aber damit rechnen, dass nur noch 5% der Gläubigen alle Inhalte des Glaubens akzeptieren können.“, so Bernd Lutz. Dieser Trend zeige sich auch daran, dass dauerhafte Mitgliedschaften eher im Rückgang begriffen seien. Die Folge sei eine wachsende Zahl von sogenannten „Glaubens-Singles“, die aber weiterhin die Religion und die Kirche bedürften, um ihnen einen geschützten Raum zur sozialen Anbindung und zu religiösen Erfahrungen zu erhalten. Die Erwachsenenkatechese sei deshalb mehr gefragt denn je. Aber faktisch sei die Katechese fragmentiert in die Bereiche Kinder – Jugendliche – Eltern. „Wir müssen ehrlicherweise sagen, dass wir keine Sakramentenkatechese betreiben, sondern eine Sakramentenvorbereitungskatechese, die Kinder und Jugendliche zum Erstempfang hinführt.“, stellte Prof. Lutz fest. Doch Katechese höre nicht nach dem Erstempfang auf. So sei es wichtig, dass Erwachsene z.B. zum Thema Eucharistie immer wieder auch Ziel der Katechese würden. Bei der Frage nach den „Letzten Dingen“ wäre es beispielsweise notwendig aber auch eine Chance, einen behutsamen Weg über die Seniorenkatechese zu finden und zu gehen.
Welche Schlüsse sind aus all dem zu ziehen?
Katechese müsse auch emotional und handlungsorientiert arbeiten. „Wir dürfen beispielsweise nicht nur über das Gebet sprechen, sondern wir müssen mit den Menschen einüben, was zu tun ist, um das Gebet in das Leben zu integrieren. Katechese wird dann zur geistigen Begleitung, die auch notwendig ist.“, so Prof. Bernd Lutz.
Die Gemeinde sei aber nicht nur Ziel sondern darüber hinaus Ursprung und Ort der Katechese. Hier komme vor allem die Gemeinde als Träger der Katechese ins Spiel. Deshalb müsse man auch mit den Katecheten der Gemeinde katechetisch arbeiten. „Die Erwachsenenkatechese ist zu stärken, damit Kinder und Jugendliche Vorbilder im Glauben erleben.“, sagt Prof. Bernd Lutz, der bei Studien- und Forschungsaufenthalten in den USA das Konzept der „Generations of faith“, bei dem das Voneinander- und Miteinanderlernen besonders im Mittelpunkt steht, kennengelernt hat. Bei dem Modell, das übersetzt „Generationen des Glaubens“ bedeutet, gehe es um Erfahrungen generationenübergreifender Katechese, die meist nachhaltiger seien und im Kontrast zu unserer jahrgangsweisen Sakramentenvorbereitung stehe. Denn dort laute die Frage immer gleich: „Wie gelingt es, dass viele die gleichen Schritte in derselben Zeit gehen können?“
Am Nachmittag arbeiteten die rund 20 Teilnehmer aus der ganzen Diözese in Kleingruppen an Themen, die lauteten: „Wo’s drauf ankommt - Sakramentale Gelegenheiten“ , „Reden über den Glauben bei Glaubenskursen“, „Wo man oft nicht daran denkt - Begegnung im Alltag und die ‚Gunst‘ der Stunde“ oder „Wo wir uns erst noch kennenlernen müssen – über den Glauben Reden in neuen pastoralen Räumen“. Gemeinsam sprachen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über ihre bisherigen Erfahrungen und versuchten auf Grundlage des Gehörten neue Ideen zu entwickeln.

Stimmen der Teilnehmer:

Stadtpfarrer Wolfgang Gebert, Wemding: „Der Studientag des Dekanates Weißenburg-Wemding war eine Bereicherung für mich und meine Mitarbeiter in der Pfarrei Sankt Emmeram in Wemding. Prof. Lutz konnte viele Beispiele aus der Praxis nennen, wenn es darum geht, die Veränderungen in der Gesellschaft und auch im kirchlichen Umfeld zu verstehen. Ich war dankbar für die eine oder andere Anregung, mit Erwachsenen über den Glauben ins Gespräch zu kommen und bei der Katechese nicht nur Kinder und Jugendliche im Blick zu haben, sondern auch die  Erwachsenen oder auch alte Menschen nicht aus den Augen zu verlieren. Besonders die Mut machenden Worte des Referenten haben mir für meine Arbeit in den nächsten Jahren gut getan.“

Religionslehrerin Irmgard Pfefferer, Wemding: "Ich finde es schade, dass nicht viel mehr Zuhörer dabei waren, denn dieser Tag wäre wichtig gewesen für alle, die etwas mit Gemeindekatechese zu tun haben. Bei mir wird der Vortrag Spuren hinterlassen bei allen Überlegungen, wer an der Gemeindekatechese beteiligt ist und wer angesprochen werden soll. Es ist für mich ein neuer Ansatz, Gemeindekatechese zu gestalten."

Gemeindereferentin Manuela Ludwig, Herrieden: "Erwachsene als Adressaten von Katechese zu entdecken und anzusprechen sehe ich als Herausforderung für unsere pastorale Arbeit in den Pfarreien, gleichzeitig aber als große Chance. Erwachsenenkatechese ist lebensbegleitend, sie verbindet das konkrete persönliche Leben mit dem Glauben und versucht so, Menschen mit Christus in Gemeinschaft zu bringen. Wenn dies gelingt, erfahren das Erwachsene oft als große Befreiung."

Prof. em. Ulrich Willers: "Die Frage war: Wie gelingt lebensbegleitende Katechese unter den heutigen Bedingungen gesellschaftlichen, politischen und religiösen Lebens? Die Antwort: Wir sind Teil umfassender Transformationsprozesse, das Christliche ist entkirchlicht, das Religiöse ist entchristlicht – Religion ist nicht ‚weg‘, aber für die kirchliche Wirklichkeit oft auch nicht ‚da‘. Die Erwachsenenkatechese steht vor riesigen Herausforderungen, die sie selten in dieser Klarheit sieht. Der Referent hat schwierigste Fragen und Zusammenhänge so offen und dialogbereit wie sachlich-eindrlnglich vermittelt. Herzlichen Dank dafür, dem Referenten ebenso wie den Organisatoren!"

Text und Fotos: Andreas Weiß

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