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Ein Kolumbarium für Weißenburg?

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke aus Erfurt gab im Pfarrzentrum St. Willibald am 10. März 2015 gleich zwei Mal Auskunft über die Errichtung von „Kolumbarien“ im Bistum Erfurt

Auf Einladung der katholischen Pfarrei St. Willibald war Weihbischof Dr. Reinhard Hauke am 10. März nachmittags in den Reihen des Seniorenclubs und abends im Rahmen der Katholischen Erwachsenenbildung zu Gast, um von den deutschlandweit in den Medien bekannt gewordenen Projekten von alternativen Bestattungsorten für Urnen, „Kolumbarien“ genannt, in der Allerheiligenkirche und der Magdalenenkapelle in Erfurt zu berichten. Der promovierte Theologe im Fach Liturgie, der die interessierten Gäste mit einem Film über die Stadt Erfurt wirkungsvoll auf seinen Vortrag einstimmte, sieht diese Bauprojekte aber nicht als thematisch isoliertes Vorhaben an. Vielmehr wurde schnell deutlich, dass Kolumbarien,  also Orte in Kirchenräumen, welche Stein-Stelen mit zahlreichen Aufbewahrungsnischen für Urnen, verschlossen durch halbtransparente Glastüren, umfassen, Teil eines weiteren pastoralen Zusammenhangs seien. Denn durch die Zeit des Sozialismus hätten die Menschen in seiner Heimat völlig das Gespür für Beerdigungsriten verloren. Schon seit 1972 habe es im Bistum Erfurt deswegen Überlegungen gegeben, welche Trauerfeiern es für Nicht-Christen, deren Zahl rasant stieg, sinnvollerweise geben könne. 2002 habe Weihbischof Dr. Hauke die ersten alternativen Trauerfeiern gestaltet, die seitdem einmal monatlich, am „Herz-Jesu-Freitag“, stattfinden.  „Vielen Menschen, die einen Angehörigen beispielsweise in einem Friedwald beigesetzt haben, werden nur noch durch eine anonyme Nummer an den Ort erinnert, wo die Urne eingesetzt wurde. Nach ein paar Wochen schon kann es schwierig sein, diesen Ort durch Überwucherungen wieder zu finden.“ Durch das monatliche Totengedenken hätten hier Angehörige durch das Einschreiben des Namens des Verstorbenen in ein Buch und durch das Anzünden einer Kerze während einer schlichten Liturgie die Möglichkeit, den Verstorbenen einen Raum zur Erinnerung  zu geben. So sei die Idee der „Kolumbarien“ - der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort „columbarium“ – „Taubenschlag“ her wegen der optischen Ähnlichkeit der römischen Urnennische mit einem Taubenschlag – aus pastoralen Gründen nur konsequent gewesen. Die gestiegene Zahl der Feuerbestattungen stelle natürlich ein weiteres Faktum dar, dem man auch von Seiten der Kirchen begegnen müsse. Denn theologisch sei gegen die Feuerbestattung nichts mehr einzuwenden. Das alte Verbot der katholischen Kirche von Kremationen anstelle von Erdbestattungen rühre noch von der antikirchlichen Haltung der Freimaurer her, die damit ein Zeichen dafür setzen wollten, dass mit dem Tode „alles aus“ sei. Dieses Verbot sei durch die Instruktion des Heiligen Offiziums am 24. Oktober 1964 aber aufgehoben worden.
Seit 2007 schon gibt es im Seitenschiff der Allerheiligenkirche in Erfurt ein erstes Kolumbarium. Die 630 Plätze seien sehr bald reserviert gewesen und für 1000 € Gebühr erhalte man diesen Platz für 20 Jahre ab Beisetzungszeitpunkt. Das Angebot richte sich auch an Nichtchristen und besonders an Menschen, welche wenig Einkommen in ihrem Leben gehabt hätten. In der Erfurter Magdalenenkapelle entstand ein zweites im Jahr 2014.
In einem Film konnten die Gäste im Pfarrzentrum sehen, dass das Kolumbarium, also der durch Glasscheiben abgetrennte Teil der Kirche, in dem sich die Stelen mit den Urnen befinden, nur mit Hilfe einer Chipkarte zu betreten war. Hieße das also, dass man nicht immer zu seinen Angehörigen könne, wenn man wollte? Weihbischof Hauke antwortet auf diese Frage aus dem Publikum, dass sich das Kolumbarium ja in Innenstadtlage befände und deshalb der Zugang nur für Berechtigte erlaubt sei, damit die Totenruhe geschützt werde. Die Chipkarte sei die für alle praktikabelste Lösung gewesen, auch weil sie ja an andere Angehörige weitergegeben werden könne. Die Stelen, die Platz für 630 Urnen bieten, seien aber immer optisch sichtbar, weil eine Glaswand das Kolumbarium vom übrigen Kirchenraum trennt.
Die generelle optische Präsenz der Urnen im Kirchenraum führte zu der Frage, ob diese nicht ein sonderbares Gefühl bei den Gottesdienstteilnehmern auslösen könnte. Weihbischof Dr. Hauke jedoch argumentierte, dass doch schon immer Gräber und Grabsteine in Kirchen eingerichtet worden seien und nicht selten der Friedhof direkt an die Kirchengebäude angrenze. Angehörige schätzten in Erfurt sogar genau diese sichtbare Nähe zu den Verstorbenen.
Eine weitere Frage lautete, was nach den 20 Jahren mit den Urnen passiere, also wenn die Liegezeit an sein Ende gelangt sei. Dann werde die sogenannte Innenurne, welche aus zersetzbarem Material besteht, auf den angrenzenden Friedhof mit Namensmarkierung, also nicht anonym,  beigesetzt, wo diese weitere 20 Jahre bis zum Erlöschen der „Person“ im rechtlichen Sinne ohne zusätzliche Kosten verbleibt. 
Auf die Frage, welche Kosten denn für das Kolumbarium entstanden seien, antwortete Weihbischof Dr. Hauke, dass der Bau der Stelen rund 240000 € gekostet habe. Der Rest der Einnahmen, 360000 Euro, werde nun für die Bestattungen, Malerarbeiten und andere Renovierungskosten benötigt. 
Interessierte im Publikum richteten an Dekan Bayerle, auf dessen Einladung der Weihbischof gekommen war, die Frage, wann es denn im Weißenburg so weit sei. Dekan Bayerle konnte antworten, dass der Diskussionsprozess immer noch am Anfang stehe. 2012 habe die Kirchenverwaltung zwar bereits Weihbischof Hauke in Erfurt besucht und sich ein Bild von den Kolumbarien machen können. In den nächsten Sitzungen der Kirchenverwaltung solle nun aber ein weiterer Meinungsbildungsprozess in Gang gesetzt werden, wozu diese Bildungsveranstaltung den Auftakt gebildet habe.
Noch ist also offen, ob durch Initiative der katholischen Pfarrei in einer der beiden Kirchen ein Kolumbarium entstehen wird. Die ersten Reservierungen hätte Dekan Konrad Bayerle bei der Abendveranstaltung entgegen nehmen können. „Wir reservieren zwei Plätze!“ rief ein Ehepaar in die Richtung von Dekan Bayerle

Bericht und Foto: Andreas Weiß

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